"Im Auftrag des Hauses Wittelsbach"
Freitag, den 20.2. 2015 um 19:00 Uhr
Heilig-Geist Kirche in Rosenheim
Christiane Kneer, Traversflöte
Simon Steinkühler, Barockvioline und Viola d´Amore
Joseph Steinkühler, Barockcello
Christoph Teichner, Cembalo
Programm:
1. Georg Philipp Telemann (geb. 1682 in Magdeburg, gest. 1767 in Hamburg):
Pariser Quartett in e-moll für Traversflöte, Violine, Violoncello und Cembalo
Prèlude (A discretion-Tres vite-A discretion)-Un peu Gay-Vite-Gracieusement-Distrait-Modéré
2. Johann Adolf Scheibe (geb. 1708 in Leipzig, gest. 1776 in Kopenhagen):
Sonate für Flöte oder Violine und Cembalo obligato Nr. 2 in h-moll
Adagio-Allegro-Affettuoso-Vivace
3. Johann Sebastian Bach (geb. 1685 in Eisenach, gest. 1750 in Leipzig):
Trio für Traversflöte, Violine und Basso Continuo in c-moll aus dem „Musicalischen Opfer“
Largo-Allegro-Andante-Allegro
4. Christoph Graupner (geb. 1683 in Kirchberg, gest. 1760 in Darmstadt):
Trio a Viola d´ Amore, Chalumeau( heute mit Violocello) e Cembalo in F-Dur
Largo-Allegro-Andante-Vivace
5. Georg Philipp Telemann:
Pariser Quartett in D-Dur für Traversflöte, Violine, Violoncello und Cembalo
Concerto II: Allegro-Affettuoso-Vivace
Als im Juni 1722 der Thomaskantor Johann Kuhnau verstarb, wollte der Rat der Stadt den freien Posten mit einem namhaften Musiker besetzen. An Bach, der von Fachleuten als Orgelvirtuose verehrt wurde, aber als Komponist wenig bekannt war, dachte niemand. Zunächst favorisierte man den damals weltberühmten Komponisten Georg Philipp Telemann. Dieser schien nicht abgeneigt zu sein, an den Ort seiner studentischen Erfolge zurückzukehren, benutzte aber den ehrenvollen Ruf aus Leipzig, um bei seiner Hamburger Kirchenbehörde eine Gehaltsaufbesserung zu erwirken und sagte schließlich Leipzig ab. Andere Bewerber sagten den Ratsherren nicht zu oder schreckten vor der Verpflichtung zurück, in der Thomasschule Lateinunterricht geben zu müssen. Mit dem Darmstädter Kapellmeister Christoph Graupner, einem ehemaligen Thomaner und Studenten der Leipziger Universität, glaubte man den Richtigen gefunden zu haben, doch sein Dienstherr gab ihn nicht frei. Erst als Graupner Bach im April 1723 als einen "Musicus ebenso starck auf der Orgel wie erfahren in Kirchensachen und Capell-Stücken" empfohlen hatte, war man in Leipzig bereit, Bach als Thomaskantor zu gewinnen. "...da man nun die besten nicht bekommen könne, müße man mittlere nehmen..." war dazu im Ratsprotokoll zu lesen.
(http://www.uni-leipzig.de/~agintern/uni600/ug151.htm)
Bezüglich Johann Adolph Scheibe wird hier seine berühmte kritische Bemerkung gegen Bachs Musik wiedergegeben:
aus J. A. Scheibe: Critischer Musikus. Das 6 Stück.
„Dienstags, den 14 May, 1737.
<62> Der Herr ... ist endlich in ... der Vornehmste unter den Musicanten. Er ist ein außerordentlicher Künstler auf dem Clavier und auf der Orgel; und er hat zur Zeit nur einen angetroffen, mit welchem er um den Vorzug streiten kann. Ich habe diesen grossen Mann unterschiedenemale spielen hören. Man erstaunet bey seiner Fertigkeit, und man kan kaum begreifen, wie es möglich ist, daß er seine Finger und seine Füsse so sonderbar und so behend in einander schrencken, ausdehnen, und damit die weitesten Sprünge machen kan, ohne einen einzigen falschen Ton einzumischen oder durch eine so heftige Bewegung den Körper zu verstellen.
Dieser grosse Mann würde die Bewunderung ganzer Nationen seyn, wenn er mehr Annehmlichkeit hätte, und wenn er nicht seinen Stücken durch ein schwülstiges und verworrenes Wesen das Natürliche entzöge, und ihre Schönheit durch allzugrosse Kunst verdunkelte. Weil er nach seinen Fingern urtheilet, so sind seine Stücke überaus schwer zu spielen; denn er verlangt, die Sänger und Instrumentalisten sollen durch ihre Kehle und Instrumente eben das machen, was er auf dem Claviere spielen kann. Dieses aber ist unmöglich. Alle Manieren, alle kleine Auszierungen, und alles, was man unter der Methode zu spielen versteht, drücket er mit eigentlichen Noten aus, und das entzieht seinen Stücken nicht nur die Schönheit der Harmonie, sondern es machet auch den Gesang durchaus unvernehmlich. [Alle Stimmen sollen mit einander, und mit gleicher Schwierigkeit arbeiten, und man erkennet darunter keine Hauptstimme. Kurz: Er ist in der Musik dasjenige, was ehmals der Herr von Lohenstein in der Poesie war. Die Schwülstigkeit hat beyde von dem Natürlichen auf das Künstliche, und von dem Erhabenen auf das Dunkle geführet; und man bewundert an beyden die beschwerliche Arbeit und eine ausnehmende Mühe, die doch vergebens angewendet ist, weil sie wider die Vernunft [streitet.“
(Quelle: http://www.koelnklavier.de/quellen/scheibe-birnb/_index.html#scheibe_text)